Heavy Cargo The Truck Simulator REVIEW

Es ist der 4. Oktober 2024, 18Uhr, lasst uns über den neuesten LKW-Simulator sprechen!

Kurzer Disclaimer vorweg

Meine Erfahrungen beziehen sich rein auf die PS5-Fassung mit einer 20-stündigen Spielzeit. Diese Version hatte bereits den DayOne-Patch, die Xbox-Version – soweit mir gesagt wurde – bekommt diesen pünktlich zum Release.

“Heavy Cargo The Truck Simulator” ist im Kern, wie es der Titel bereits schwer vermuten lässt, ein LKW-Simulator, mit Fokus auf Schwerlast-Transporte, die auch klar das Highlight des Spiels darstellen. Es gibt aber auch neben diesen Schwerlast-Missionen, normale Transportmissionen, kleinere Dinge zum Entdecken, Truck-Customizing, Spots mit anderen Aufgaben, die den eigentlichen Gameplay-Loop etwas auflockern.

Das Spiel lief dabei die ganze Zeit flüssig, mit minimalen Framedrops. Ja, der KI-Verkehr macht manchmal komische Sachen, aber das ist in der gesamten Spielzeit nur 2-3mal passiert und hat in den Missionen zu keinerlei Problemen geführt. Dennoch muss hier und da nachgebessert werden, dazu im Abschnitt KI-Verkehr mehr.

Der kleine niedliche Anfang

Wenn man das Tutorial erstmal hinter sich hat, was einem schon mal grob zeigt, was auf einem zukommt und wie Du den Truck, Transporter und deine Figur zu steuern hast, wird man in eine größere Welt entlassen, die klar in Deutschland angesiedelt, aber fiktiv ist. Das Streckennetz ist im Vergleich zu anderen Titeln zwar kleiner, aber ich hatte nie das Gefühl, das ich irgendwas mehrfach sehe oder die Karte zu klein sei. Die Routen sind dahingehend auch abwechslungsreich gestaltet.

In dieser Welt kurvst Du dann mit deinem Transporter von Mission zu Mission – der übrigens ein Easter Egg enthält. Dabei wählst du eine Mission aus, das wird auf der Karte markiert und die Strecke dahin im Navi angezeigt. Auf der Fahrt kannst du hier und da noch ein paar Spots erledigen, die kleine Mini-Nebenmissionen darstellen. Sind ehrlich gesagt nicht groß der Rede wert, aber lockern die Fahrt zum Missionsort angenehm auf. Das geht von Dinge fotografieren, bis Abmessen oder Rohre markieren (sind bisher die Dinge die ich so erlebte) und wahrscheinlich noch mehr.

Dort angekommen steigst aus dem Transporter aus, gehst in einen orange markierten Kreis und die Mission startet. Dir wird dann in einem schön gestalteten Screen die Mission vorgestellt und sogar vorgelesen, worauf Du beim Fahren achten solltest. Ist in Deutsch (und auch vielen anderen Sprachen) angenehm vertont. Das bestätigt man und der jeweilige LKW mit Anhang steht da. Lets go! Was man aber noch dazu sagen muss. Freies herumfahren mit den Trucks geht nicht. Die fährt man nur in den Missionen. Auch Dinge wie auftanken oder reparieren braucht man nicht. Frei herumfahren geht nur mit dem Transporter.

Die Missionen an sich

Die Missionen sind wie gesagt dabei schön abwechslungsreich in dem Sinne, wo entlang Du fährst, bei welchem Wetter und den unterschiedlichen Frachten und welche Herausforderungen auf der Straße du meistern musst. Frachten sind mal Rohre, mal ein Boot, mal irgendwas für ein Museum.

Der richtig „fette Spaß“ beginnt aber erst wenn man die Super-Heavy-Missionen absolviert. Quasi das Herzstück des Spiels. Wenn du faktisch einen Koloss durch die Straßen bewegst. Alles abgesperrt ist, du überlegen musst, wie kommst du am besten durch die Kurve und dabei der Truck die ganze Zeit mit dem zu ziehenden Gewicht kämpft. Geil inszeniert und umgesetzt!

Hauptquartiere und Trucks aufmotzen

Neben den Spots kann man Hauptquartiere aufsuchen und die Trucks, die Du in den Missionen fährst, mit den Teilen aufmotzen und anpassen. Die schaltest du in den jeweiligen Missionen frei. Das geht von Frontstoßstangen, Türen, Felgen, diverse Aufbauten, Lackierungen, Frontfänger, vieles für den Innenbereich. Also da habt ihr echt sehr viele Anpassungsmöglichkeiten. Das anpassen macht auch fun und damit kann man seinen Trucks eine persönliche Note verleihen.

Motoren und andere Leistungssteigernde Teile gibt es aber nicht. Ist rein auf Optik ausgelegt. Da können aber gerne noch paar mehr Teile und Lackierungen hinzukommen 😉

Steuerung

Das Highlight ist hier klar die Steuerung der LKWs mit den abartig fetten Lasten. Du merkst richtig, wie dein LKW manchmal zu kämpfen hat, wenn es bergauf geht oder wie die Last schiebt, wenn es bergab geht. Da ist bei beidem Feingefühl am Controller gefragt. Auch wenn man in den Städten um Kurven manövrieren muss und abwägt, passe ich da durch? Klar, auch ich bin angeeckt, habe andere Autos angefahren und habe das eine oder andere Chaos verursacht. Aber das ist ja der Spaß und das Geschicklichkeitsspiel dabei macht unendlich Laune!

Was mir noch auffiel war, man bremst und manchmal drückt man halt sanft und mehrmals L2. Da kann es aber passieren, der LKW schaltet in den Rückwärtsgang. Ich halte aber gern an der Ampel normal die Bremse, was manchmal zu schnell in den Rückwartsgang geht.

Die Steuerung lässt sich in den Einstellungen frei belegen und in der Empfindlichkeit nachjustieren, solltet ihr eine etwas sanftere Reaktion bevorzugen oder Tasten anders haben wollen.

Bei der Steuerung würde ich mir zudem gerne noch wünschen – vor allem beim Dual Sense – das man evtl den Untergrund merkt, das man merkt wenn man bremst oder das es sich auf trockener Fahrbahn anders anfühlt als auf nasser. Den ich hatte bei nasser Straße mit dem Transporter oft das Gefühl, ich schwebe über die Fahrbahn.

Cockpit und Kameras

In der detaillierten Innenansicht merkst Du, wie das Cockpit beim Beschleunigen mitwippt, Du kannst Dich jederzeit im Cockpit umsehen und hast dabei auf dem D-Pad alles an Funktionen, was Du brachst. Von Scheibenwischer, Rundumleuchte, Differenzialsperre, Nebelleuchten. Und das Ganze sieht richtig cool aus, wenn es regnet und die Scheibenwischer voll an sind, man den Motor hört und dabei leicht die Musik aus dem Radio läuft.

Das Cockpit ist wie die Fahrzeuge selbst, sehr detailliert gestaltet und das Tacho ist dabei schön beleuchtet und funktioniert komplett. Sonnenstrahlen gehen durchs Cockpit, man hört das prasseln des Regens oder wie der Scheibenwischer seine Arbeit verrichtet. Dabei kann man mit R3 zwischen drehbarer Aussenansicht (hilfreich bei Super Heavy Manöver um Kurven), Stoßstange und Innenansicht wählen.

Sound und Radiosender

Der Sound der LKWs ist satt. Von klackern des Blinkers, dem Ratzen der Handbremse oder einem Zischen ist alles dabei. Da kommt richtiges Mittendrin-Gefühl auf. Ganz so detailliert wie bei der Konkurrenz ist es zwar nicht, aber das habe ich auch nicht erwartet.

Was ich auch stark fand, es gibt mehrere Radiosender mit zig Titeln. Und da sind auch recht coole Songs dabei. Also nicht wie in anderen Simulatoren so 2-3 Songs und die wiederholen sich. Oder noch schlimmer, dass auf Konsole aus Lizenzgründen gar keine Musik gespielt wird. Nein nein, es sind paar Sender. Einer davon spielt sogar recht viel HipHop. Ich gebe aber zu, dass ich oft ne Spotify-Playlist laufen habe. Würde ich im Auto ja auch so machen.

Grafik und Technik

Heavy Cargo benutzt die Unity Engine und die kommt hier, wie ich finde, sehr gut zur Geltung. Ich gebe zu, als ich damals On The Road (selber Entwickler) spielte, war das zwar im Gameplay ein cooler LKW Simulator, aber ich Grafikfetischist, konnte mich auf Dauer mit der Grafik nicht wirklich anfreunden. Heavy Cargo hingegen sieht bildhübsch aus! Das sehe ich als klare Weiterentwicklung. Vielleicht mal ein OTR Grafikupdate? man darf ja noch träumen

Heavy Cargo kommt zwar nicht an AAA-Grafikmonster heran. Aber wenn ich all die Simulatoren anschaue, ist es für mich bisher der hübscheste LKW-Simulator auf der Konsole. Da sind tolle Lichteffekte, knackscharfe Texturen, bei Regen wirds in Sachen Schönheit sowieso kriminell. Wie sich da alles spiegelt und die Scheibenwischer mit den Tropfen zu kämpfen haben. Das sieht schon alles echt toll aus. Dennoch sieht man in der Ferne Objekte aufploppen. Es gibt aber schöne Pfützen mit feinen Spiegelungen und das Bild könnte einen Tick ruhiger wirken, ist aber nicht störend.

Die Stadtkulisse fällt von den Details ein wenig ab. Fahrzeugmodelle, wie Cockpit, top, Umgebungen eher naja. Gibt aber trotzdem echt schöne Ecken, wie du unten in den Screenies siehst.

Die einzelnen LKWs sind dabei extrem detailliert gestaltet und die Physik macht Dir klar, ey Du sitzt hier in einem LKW. Also mach sachte wie Du fährst. Was auch sehr gut gelungen ist und was ich bisher in keiner LKW-Sim gesehen habe. Erstens sitzt da jemand am Steuer, also der Sitz ist nicht leer. Denn Du kannst zwischen einem gediegenen Herren und einer jungen Dame wählen und die beiden haben beim Lenken auch Arme, die mitgehen. Sehr schönes Detail! Solltest Du das nicht mögen, ist das über ein übersichtliches Menü (D-Pad rechts) abschaltbar. Auch, dass man nur das Lenkrad sieht, ist einstellbar. Oder blende es komplett aus, solltest Du ein eigenes Lenkrad haben.

In den Grafik-Einstellungen kann man wie üblich zwischen Grafik und Performance wählen. Ich muss aber ehrlich gestehen, das ich beim umschalten keinen Unterschied merkte. Vielleicht etwas anderes Licht. Aber beide Modi kamen mir flüssig vor und sahen gut aus. Der Performance-Modus soll stabile 60fps bringen. Hatte ich aber nicht immer das Gefühl. Vor allem mit großem Gerät am LKW und Stadt drumherum gehen die FPS schon mal leicht herunter. Aber das ist zum Glück selten. Der Grafik-Modus hingegen ist bei 40-50fps angesiedelt und soll bessere Grafik bieten. Wie gesagt, ich habe da nichts gemerkt beim umschalten 😉

Was ich ebenfalls bemerkenswert finde ist, ein FOV-Slider für diverse Situationen, was leider in anderen Spielen auf Konsole auch nicht immer der Fall ist und meist nachgeliefert wird.

Einstellungen

Die sind recht üppig. Sound lässt sich von Musik, über KI Geräusche oder Motorsound alles einzeln einstellen. Tastenbelegung ist komplett frei wählbar. Und allgemein kann man da nicht meckern. Hatte jetzt nix, wo ich mir sage, das fehlt noch.

Interaktion (UI und AI)

Das ist leider der Bereich wo ich am meisten zu meckern habe. Den meiner Meinung nach, gibt es gewisse Bedienungskonventionen, die sich in Games etabliert haben. Dennoch wird das bei kleineren Titeln oft nicht ordentlich umgesetzt, was ich nicht verstehe.

Das fängt im Hauptmenü an. Gewohnterweise wollte ich in der Leiste oben mit dem linken Stick die Punkte auswählen. Geht aber nur mit L1 und R1. Und wo kann ich bitte ein Profil löschen? Man kann in der Karte nicht mit Kreis wieder ins Spielgeschehen, sondern muss das Touchpad drücken.

Wenn ich in der Karte bin, wähle ich eine Mission. Muss aber nochmal mit dem Stick nach rechts und extra „Folgen“ anwählen. Warum den Punkt in der Liste nicht direkt anwählbar machen? Die Super Heavy Liste ist anfangs leer. Ich dachte das sei ein Bug, da es ja nun ein Heavy Cargo Simulator ist. Wie mir aber gesagt wurde, muss ich erst paar normale Missionen fahren um die SH-Missionen freizuschalten. Warum schreibt man das nicht als Hinweis in die leere Liste? Dann ging ich in die Pause und als mit X auf „Fortsetzen“ gehen wollte, stieg meine Figur aus dem LKW aus. Wurde mir aber gesagt, das wird noch gefixt.

Ich selber habe beim PR-Manager nachgefragt und er hat mir das auch sehr nett erklärt. Alles cool. Aber als Spieler, der das Spiel einfach nur spielt, sollte die UI mir gewisse Dinge mitteilen bzw. im Tutorial Texttafeln geben, die mir sowas erklären. Sonst ist der Spieler verwirrt und im schlimmsten Fall frustriert. Dabei ist die UI so cool gestaltet. Sind halt so Kleinigkeiten. Und vielleicht bemängel ich das auch nur, weil ich seit Jahren beruflich selbst UIs gestalte.

Eine UI hat die Funktion, mir alles mit einer gewissen Führung verständlich zu machen, ohne das mir jemand drittes was erklärt. Daran scheitern leider kleinere Titel. Wie gesagt, cool gestaltet, aber noch mit Mängeln. Ich sehe das hier auch eher als Wink an den Entwickler, das zu verbessern und nicht als harte Kritik. Ansprechen muss ich es trotzdem. Ansonsten lässt es sich tadellos steuern. Die Funktionen sind per D-Pad angenehm erreichbar.

Fotomissionen zur Vorbereitung

Eine der zahlreichen Nebenaufgaben ist unter anderem das Fotografieren bestimmter Stellen. Anfangs wusste ich nicht für was man das macht. Für alle die sich das immer noch fragen. Ein Schwertransport wird vorher gründlich vorbereitet und Stellen ausfindig gemacht, die beim umsetzen des Vorhabens Probleme bereiten könnten. Das nennt man „Spotten“. Daher gibt es Super Heavy Missionen, wo du vorher solche Spot-Aufgaben lösen musst, indem du gewisse Stellen fotografierst.

KI-Verkehr mit Tücken

Der KI-Verkehr ist nicht schlecht, macht so weit sein Ding. Hatte aber auch Ausfälle, wo ein Auto mitten auf der Kreuzung stehen blieb und dann bildete sich drumherum Stau. Hilft dann nur auf dem Fußgängerweg oder abseits der Strecke dran vorbeizufahren.

Ich weiß das KI ein kompliziertes Ding ist und selbst AAA-Titel haben damit so ihre Probleme. Aber bei einem Spiel, wo es stark auf Verkehr und das hindurchmanovrieren ankommt, sollte das schon ein Mindestmaß an Qualität haben. Wie gesagt, die KI ist nicht schlecht, aber wenn da ein PKW wieder stur herumsteht, nervt das.

Pros

  • schöne Grafik und Beleuchtung
  • detaillierte Fahrzeuge/Cockpits
  • spaßige Schwerlast-Transport-Missionen
  • umfangreiches LKW-Customizing
  • mehrere Radiosender mit Musik
  • angenehme deutsche Vertonung

Cons

  • KI-Verkehr hat Aussetzer
  • hakelige UI-Steuerung auf der Map
  • hier und da noch kleinere Bugs
  • „Spots“ teilweise ohne Sinn
  • hier und da leichte Framerate-Einbrüche

Fazit

Im Großen und Ganzen macht Heavy Cargo vieles richtig und macht auch verdammt viel Spaß. Das sage ich trotz den Mängeln bei UI und KI. Hatte oft den Gedanken, ach komm nur noch die eine Mission und wupps hatte ich drei gespielt. Es ist einfach entspannend schön durch die Landschaft zu cruisen und dabei seine Lieblingsmucke zu hören. Grafisch ist es aktuell der schönste LKW-Simulator auf einer Konsole und auf dem PC ist er sicherlich noch schöner. Es gibt zwar bei der UI noch Mängel und die KI hat auch hier und da seine Schwachstellen. Aber das Spiel bockt. Vorallem die Super Heavy Missionen!! Ich kann mir auch gut vorstellen, dass per DLC noch weitere Missionen hinzukommen. Das kann man ja super erweitern. Ich denke neue LKWs, Teile, Lackierungen, whatever wird auch noch kommen.

Wer Berufssimulatoren mag, wird hier mit 30eur (laut Amazon) nicht viel falsch machen. Kann mit Patches eigentlich nur besser werden. Spieler wie ich, die oft Simulatoren spielen, sind da einiges gewohnt und es wird zum Glück besser. Ganz ehrlich, ich habe so manche Mängel geahnt.

Für mich reiht sich Heavy Cargo im 80er Bereich ein. Wenn Patches noch so einiges Regeln kommen wir vielleicht in den 80-85er Bereich.