kolumne

Warum wird in Spielen so unnötig viel geredet?

Kennt ihr das? Ihr spielt ein echt cooles Spiel, euch gefällt das Setting, ihr mögt die Grafik, die Charaktere, die Welt, einfach all… Moment! Wären da bloß nicht diese ständig ewig langen Dialoge. Versteht mich nicht falsch. Ich mag eine gut erzählte Geschichte, mit coolen Dialogen. Story ftw! Aber in den letzten Jahren habe ich oftmals den Eindruck, dass mir in Spielen die NPCs eine Frikadelle ans Ohr sabbeln wollen. Keine kurzen, knackigen Dialoge. Nein, nein! Da muss gefühlt ein ganzer Roman runtergerattert werden. Aber warum? Ich habe dazu eine Theorie. Ob diese stimmt, weiß ich nicht. Aber das kommt mir jedes Mal in den Sinn, wenn ich merke, ey du NPC, quatsch nicht so viel!

PS: Ich werde den Beitrag auch kurz halten, versprochen!

Nennen wir erstmal ein paar Beispiele!

Was wäre ein Vorwurf, wenn ich dazu nicht ein paar feine Beispiele hätte. Im Guten wie im Schlechten! Zuletzt arg aufgefallen ist mir dies, und da tut es mir besonders leid. Atomic Heart! Das Spiel an sich ist echt gut, sieht super aus, ist sehr kreativ, aber was P-3 und sein Handschuh ständig labern, geht auf keine Kuhhaut. Teilweise sogar so viel, dass ich gar nicht mehr darauf achte, weil es obendrein auch recht wirr erzählt ist. Hinzu kommen diese halbtoten Roboter, die meist am Boden liegen und denne du einige Fragen stellen kannst. Auch hier wird viel gesagt, aber wenig erzählt!

Das nächste Beispiel, was mir dieses Jahr auffiel, was aber nicht allzu schlimm ist, ist Hogwarts Legacy. Da sind die Dialoge ebenfalls sehr ausladend und die Figuren teilweise unrealistisch stinkfreundlich. Nix gegen Freundlichkeit, aber da wirkte es derbe aufgesetzt. Oftmals hatte ich da das Gefühl, dass das, was die Charaktere und NPCs sagen, überwiegend in 2-3 Sätzen hätte gesagt werden können. Gibt es den auf Hogwarts nur vornehme und scheißfreundliche Schüler? Was ist mit Kotzbrocken, die mal einen Gegenpol bilden oder hier und da schnippische Bemerkungen?

Jetzt möchte ich aber mal mit einem Beispiel kommen, was ich bisher am schlimmsten fand. Assassins Creed: Valhalla! Da sind die Dialoge teils nicht nur elend lang, sondern auch sehr monoton. Eivor ist das ganze Spiel durch so hölzern und in einer Stimmlage, dass es fast unerträglich ist. Will man damit verhindern? Nicht anzuecken? Den Spieler nicht zu überfordern und in emotional auch mal mitzureißen? Noch ein Kandidat wäre eigentlich Death Stranding. Warum eigentlich? Na ja, hier gehts eher um das Erklären von Dingen. Die Dialoge an sich sind soweit okay. Aber das Spiel wird nicht müde, mir alle Funktionen bis ins kleinste Detail zu erklären. Warum das Spiel auch selbst entdecken. Das scheint man ja dem Spieler nicht mehr zuzutrauen. Baue Frust ab, wo es nur geht!

Gute Beispiele gefällig?

Die gibt es zum Glück zuhauf und da höre ich mir auch gern Gespräche an, weil Sie mich nicht langweilen, auf den Punkt kommen, und auch mal gern nichts sagen, weil man damit viel mehr sagt. Als oberstes Positivbeispiel nenne ich da The Last of Us: Part 1+2. Selten habe ich eine Spielereihe erlebt, in der sich Dialoge so natürlich anfühlen. Nichts aufgesetzt wirkt. Es wird gesagt, was gesagt werden muss und das auch in der richtigen Emotionalität. Es gibt auch Szenen, da sprechen allein die Gesichter mit ihren extrem gut animierten Emotionen. Der Spieler wird oft auf eine emotionale Achterbahn mitgenommen und dadurch bleiben Szenen im Kopf bzw. wirken auch beim zweiten Mal wie ein Tritt in die Magengrube. So muss das sein und nicht anders!

Als Nächstes würde ich, wer konnte es erahnen, Cyberpunk 2077 nennen. Hier sind die Dialoge auch sehr natürlich geschrieben und passend zum Setting, gern auch vulgär und teils arg mit Schimpfwörtern besetzt. Warum? Weil man das im Genre Cyberpunk so erwarten würde. Dennoch habe ich nie das Gefühl, die Dialoge sind zu lang oder die Charaktere labern zu viel. Genau richtig! Erinnert euch nur an die Szene als Judy eine gute Freundin fand und was schrecklich passiert war. Ich deute das aus Spoilergründen jetzt nur mal an XD Heftig, nicht wahr? Stellt euch vor, Judy würde euch einen Roman ans Ohr tackern. Es würde schlicht die ganze Szene verpuffen lassen.

Und warum wird so viel gelabert?

Ich hatte ja anfangs gesagt, dass ich dazu eine Theorie hätte, warum dies so ist, wie es ist. Natürlich ist das reine Spekulation, aber ich mag sie dennoch mal in den Raum stellen. Wenn ein Spiel entwickelt wird, sitzen daran meist, neben vielen Programmierern, Designern und allerlei anderen Spezis auf ihrem Gebiet, Autoren, die die Geschichte und Story schreiben. Diese werden bezahlt und schreiben sich natürlich die Finger wund. Meist zu Wund! Ich habe den Eindruck, dass Autoren natürlich das machen, was Sie nun mal machen, viel Text schreiben. Und wenn dieser ganze Text dann ins Spiel integriert wird, will man natürlich nicht die Hälfte verwerfen bzw. würden Änderungen unnötig viel Geld kosten. Also wird alles vertont und ins Spiel integriert, was da ist.

Jetzt könntet ihr natürlich sagen. Warum schaffen es dann die anderen Spiele, dass es nicht so ausartet? Da wäre zu sagen, dass z.Bsp. im Hause CD Projekt RED Questdesigner sitzen, die tonnenweise Erfahrung darin haben, wie eine Quest aufgebaut sein muss und wie sie geschrieben werden sollte, damit auch genau das am Ende bei rauskommt, was die Quest rüberbringen soll. Ich gehe also stark davon aus, dass viele Studios externe Autoren beauftragen und bei manchen die Dialoge inhouse geschrieben werden. Bei Naughty Dog gehe ich ebenfalls von aus, dass man intern Autoren beschäftigt, die jahrelange Erfahrung in der Spielebranche haben und wissen, mit dem Medium „Spiel“ umzugehen. Ich zähle Naughty Dog in der Hinsicht sogar zu den besten Storytellern der Welt, dicht gefolgt von CDPR. Ihr könnt mich dahingehend gern in den Kommentaren eines Besseren belehren 😉

Jetzt zu euch! Wo hattet ihr das Gefühl, wo eindeutig zu viel geredet wurde und das dem Spiel eher geschadet hat, als geholfen. Ich bin gespannt auf eure Kommentare!