Die Entwicklung von Cyberpunk 2077 – so Punk wie das Spiel selbst!

dropped 2. Februar 2023
author Franzi König

Cyberpunk 2077 ist ein ganz besonderes Spiel – in vielerlei Hinsicht. Kein anderes Spiel hat die Höhen und Tiefen der Videospielindustrie so geprägt wie das futuristische Werk von CD Projekt RED. Das Spiel an sich wurde schon sehr früh angekündigt, ganze sieben Jahre vor der eigentlichen Veröffentlichung. Danach war es lange Zeit still, bis der wirkliche Hype begann. Doch wahrscheinlich konnte niemand ahnen, wie holprig der Release sein würde.

In diesem längeren Artikel werfen wir einen Blick auf die gesamte Entwicklungsgeschichte von Cyberpunk 2077 – von der ersten Ankündigung bis hin zur eigentlichen Veröffentlichung. Wir nehmen alles mit, was dazugehört und geben euch eine komplette Übersicht über die Ereignisse, die das Spiel letztendlich geprägt haben. 

Ein kleiner Vorgeschmack

Alles begann mit einem Teaser-Video, das am 10. Januar 2013 von CD Projekt RED veröffentlicht wurde. Damals war das Entwicklerstudio nur für ihre Witcher-Serie bekannt, rund anderthalb Jahre zuvor war The Witcher 2: Assassins of Kings erschienen. Von einem Nachfolger war zwar damals schon die Rede, aber niemand konnte ahnen, was daraus mal werden würde. Der Teaser war natürlich eine große Überraschung, denn somit nahmen sich die Entwickler bereits ein zweites Mal eine bestehende IP und versuchten diese, im Format des Videospiels umzusetzen. Visuell konnte es auf jeden Fall überzeugen und zeigte, in welche Richtung sich ein Spiel im Cyberpunk-Universum bewegen könnte.

Die Marke „Cyberpunk“ basiert auf einem Pen&Paper, den klassischen Rollenspielen, und wurde von Mike Pondsmith erfunden. Die erste Version erschien bereits 1988, mit zwei folgenden Ausgaben Cyberpunk 2020 und später noch Cyberpunk Red in Kooperation mit dem Spiel. Wie auch bei den Hexer-Romanen von Andrzej Sapkowski waren die Entwickler bei CD Projekt RED große Fans des Tabletop-Spiels und wollte es als Videospiel umsetzen.

Cyberpunk spielt dabei genau in dem Genre, nachdem es auch benannt ist. Eine Welt, die von Großkonzernen geführt wird, Menschen mit technischen Implantaten leben und in der eine riesige Spanne zwischen Arm und Reich entstanden ist. Diese Vorstellung kam vor allem in den 1980er Jahren auf, wo viele Länder einen großen Wirtschaftsaufschwung hatten, darunter vor allem Japan. Cyberpunk ist dabei nur ein fiktionales Szenario, wie die Welt hätte enden können. Inspiriert war es natürlich auch von Werken seiner Zeit, darunter Blade Runner (Film, 1982), Neuromancer (Roman, 1984) oder Akira (Manga/Anime, 1982 bzw. 1988).

Fünf Jahre Funkstille

Doch dann passierte für ganze fünf Jahre lang nichts.

CD Projekt RED konzentrierte sich auf ihr anderes Spiel, ein kleiner Titel namens The Witcher 3: The Wild Hunt. Der große Erfolg des dritten Teils der Hexer-Reihe hat das Entwicklerstudio ganz nach oben gebracht. Der Teaser für ein Cyberpunk-Spiel war da in den meisten Köpfen schon wieder vergessen. Nach der zweiten Expansion für The Witcher 3 kam jedoch wieder Gemunkel auf, was denn CD Projekt REDs nächstes Spiel sein wird. Da die Reihe vom Hexer Geralt erfolgreich abgeschlossen war, musste nun etwas Neues her. Der vor Jahren hochgeladene Teaser schien nun doch wieder interessant zu werden.

Ein Beep!

Genau fünf Jahre nach dem ersten Teaser, am 10. Januar 2018, war es dann soweit! Der vor Jahren angelegte Twitter-Account für Cyberpunk 2077 meldete sich endlich zurück.

Mit diesem Tweet, der in Spielerkreisen direkt für Furore gesorgt hat, meldete sich CD Projekt RED zurück und begann damit, ihr neues Spiel zu vermarkten. Die Saga vom Hexer Geralt von Riva ging zu Ende und es war an der Zeit, endlich das neue Spiel vorzustellen, auf das viele Fans schon Jahre gewartet haben.

Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt jedoch so wirklich, was sie mit Cyberpunk 2077 überhaupt erwarten würde. Eine Kooperation mit dem Erfinder Mike Pondsmith war zwar schon bekannt, aber bisher wurden noch keine weiteren Details geleaket. Die wirkliche Entwicklung hatte auch erst 2016 begonnen, nachdem „Blood & Wine“ erschienen war. 2018 sollte sich das jedoch ändern, das wirkliche Marketing würde erst noch beginnen.

E3 2018 – Der Hype-Train beginnt!

So richtig viel wurde erst auf der E3 im Juni 2018 gezeigt. Aber Fans bekamen direkt die volle Ladung! Ein neuer Trailer UND gleichzeitig rund 50 Minuten Gameplay von einem Spiel, was so vorher noch nie dagewesen war.

Der Trailer hat wahrscheinlich den meisten Hype erzeugt, wurde innerhalb der Xbox Präsentation gezeigt und war ein erster Blick auf dieses riesige Spiel, was CD Projekt RED all die Jahre ausgeklügelt hatte. Mit seiner coolen Optik, einem großen Versprechen und dem bombastischen Auftritt nach einer so langen Funkstille konnte dieser Trailer alle Gamerherzen für sich gewinnen. Wer hatte so etwas nicht nach über fünf Jahren erwartet? Es schien so, als ob die Entwickler wirklich etwas sehr Spezielles in der Hand hatten und den Erfolg von The Witcher 3 weiter fortsetzen können.

Neben dem Trailer gab es auch gleichzeitig 48 Minuten Gameplay zu sehen. Damit wurden die Erwartungen nur noch höher, denn die dort gezeigten Spielszenen sahen fantastisch aus. Keiner zweifelte an dem Material, was wir zu sehen bekamen. Es untermalte nur noch mehr, was für ein großartiges Spiel Cyberpunk 2077 sein wird. Die Gameplay-Szenen schienen ausgereift zu sein, stellten die Welt und die Charaktere vor.

Beide Videos haben mittlerweile 22 Millionen Aufrufe auf YouTube und zeigen eindeutig, wie hoch die Erwartungen an die Entwickler waren. Beides, sowohl der erste Trailer als auch das Gameplay, mussten die Fans für ein Jahr über Wasser halten. Aber damals konnte wohl noch keiner ahnen, welche Konsequenzen das alles haben würde.

So schön wie diese ersten Hinweise auf Cyberpunk 2077 waren, umso schlechter sah es unter der Wasseroberfläche aus. Viel später stellte sich heraus, dass die gesamte Gameplay-Demo inszeniert war und sich ein großer Teil des Marketings darauf fokussiert hatte, die gezeigten Szenen so gut wie möglich dastehen zu lassen. Dieselbe Quest gibt es zwar auch im finalen Spiel, dennoch fallen einem beim erneutem Schauen Details auf, die so nie das wahre Licht der Welt erblickt haben. Dieser erste Showcase war nur eine Fassade, damals aber noch nicht so im Spiel implementiert gewesen. Es war lediglich eine Vorstellung, wie das Gameplay sein könnte – sowohl für die Fans als auch für die Entwickler selbst.

Zur Zeit der Veröffentlichung fokussierten sich die meisten Diskussionen aber vielmehr auf den Fakt, dass das Spiel komplett in der First-Person-Sicht sein wird. Viele Spieler waren nicht erfreut darüber, immerhin ist es ein RPG, man sollte seinen Charakter sehen dürfen. CD Projekt RED versprach aber, dass die Spielfigur in Cutscenes trotzdem zu sehen sein würd. Auch das stellte sich später als falsch heraus, die meisten dieser Szenen wurden wohl gestrichen und kamen so nie im Spiel vor.

E3 2019 – Keanu Reeves mit an Bord

Der Großteil der Fans blickte jedoch mit Freude neuen Informationen entgegen. Viele Probleme mit dem damals gezeigten Material waren noch nicht bekannt, weshalb der Hype-Train fröhlich voranfuhr und im folgenden Jahr nur noch schneller wurde.

Weitere Szenen folgten aber erst auf der E3 2019, hier auch wieder im Rahmen der Xbox Präsentation. Es gab einen weiteren coolen Trailer, der einen Moment aus dem Spiel zeigte, mit einer extrem detailreichen Animation. Auch hier gab es nur Lob, denn das Video zeigte, was für eine Welt Cyberpunk 2077 wirklich ist und was für ein kleines Zahnrad der Spieler darin eigentlich nur spielt.

Die größte Überraschung kam aber nach dem Trailer, als einer der symphatischten Hollywood-Schauspieler die Bühne betrat. Keanu Reeves! Er hat das Spiel als „breathtaking“ bezeichnet, ein absolutes Meisterwerk seiner Zeit. Keanu selbst würde dabei Johnny Silverhand spielen, den Rockerboy aus der bekannten Lore vom Tabletop-Spiel. Zum Schluss wurde auch das Releasedatum angekündigt: der 16. April 2020. Ein Datum, was wohl so vielen Cyberpunk 20177 Fans noch in Erinnerung ist – aber nicht auf die gute Art und Weise.

So sah übrigens Johnny Silverhand aus, bevor Keanu Reeves ins Spiel integriert wurde.

Auf YouTube erschien zeitgleich ein Deep Dive, dieses Mal kein langes Gameplay Video. Die hier gezeigten Szenen sahen dennoch vielversprechend aus und fokussierten sich vor allem auf die Vielfalt des Spiels. Jeder soll so spielen können, wie er möchte. Nahkampf, Fernkampf, Schleichen, Hacken und vieles mehr wurde gezeigt, ein deutlicher Fortschritt in Sachen RPG. CD Projekt RED betonte immer wieder, dass dies eine Weiterentwicklung von The Witcher 3 sein sollte, wo das Gameplay zwar auch abwechslungsreich war, aber man den größten Teil im Schwertkampf verbracht hatte. Cyberpunk 2077 sollte dagegen eine große Auswahlmöglichkeit an Spielstilen bieten.

Das Desaster beginnt …

Unter der Oberfläche fing es jedoch an, langsam zu bröckeln. Ein paar Details kamen ans Licht, die die bittere Wahrheit des Spiels nach und nach der Öffentlichkeit zeigten. Zuerst wurde bekannt, dass das Spiel wohl erst seit 2017 so wirklich in der Entwicklung steckte, nachdem die zweite Expansion für The Witcher 3 abgeschlossen war. Noch dazu sollen wohl viele ältere Konzepte für Cyberpunk 2077 über den Haufen geworfen worden sein, als Keanu Reeves als Johnny Silverhand Teil des Projektes wurde. Zunächst klingt dies nicht dramatisch, scheint aber viel Zeitdruck ausgelöst zu haben, der den Entwicklern später zum Verhängnis wurde.

Zudem war 2020 wohl auch ein Jahr, was sich viele anders vorgestellt haben. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie sah die Welt in nur wenigen Wochen komplett anders aus. Ende März musste die Entwicklung ins Homeoffice verlagert werden, keiner konnte mehr im Büro zusammen arbeiten. Auch das hat die Entwicklung beeinträchtigt, wahrscheinlich sogar mehr, als wir es uns heute vorstellen können.

Drei Verschiebungen später

Die erste schlechte Nachricht kam jedoch schon zwei Monate zuvor, am 16. Januar 2020, nur 91 Tage vom eigentlichen Release entfernt. Cyberpunk 2077 wurde mit einer Ansage auf Twitter auf den 17. September 2020 verschoben. Das ist fünf Monate später als vorerst geplant gewesen. Vielen ist dieser Tag sicher in schlechter Erinnerung geblieben, aber die meisten Fans waren weiterhin optimistisch, dass das Spiel schon werden würde. Mehr Zeit schadet nie und macht ein gutes Spiel nur umso besser.

Die gelben Nachrichten waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht von den Fans gefürchtet, es war ja nur eine Verschiebung, die noch dazu eine gute Begründung hatte. Immerhin hieß das Motto von CD Projekt RED: Coming, when it’s ready. Und dabei wollten es die Entwickler auch belassen. Natürlich, das Spiel sollte eines der größten der Videospielgeschichte werden, die Entwickler durften sich also alle Zeit der Welt lassen, das Produkt auch entsprechend aufzupolieren.

In den folgenden Monaten wurde immer wieder gesagt, dass das Spiel spielbar sei und alle Funktionen ausgereift sind. Es haperte wohl nur noch am Polishing und an der Performance für die alten Konsolen. Die Pandemie und ein Hackerangriff auf die Daten von CD Projekt RED waren weitere Stolpersteine, die ihnen dabei in den Weg gelegt wurden. Jedoch war das Team optimistisch, diese Fehler bis September auszumerzen.

Eine zweite Hiobsbotschaft blieb dennoch nicht aus.

Am 18. Juni erwartete die Fans wieder ein knallgelber Post seitens CD Projekt RED, indem eine weitere Verschiebung angekündigt wurde. Der Grund war abermals, Crunch zu vermeiden und den letzten Entwicklungsschritten so viel Zeit wie möglich zu geben. Eine verständliche Aussage, wo das Studio schon vorher für harte Arbeitszeiten bemängelt wurde. Es ist nur richtig, dies zu vermeiden, wo es zu Zeiten von The Witcher 3 schon schlechte Nachrichten dazu gehagelt hatte. Als neues Datum wurde dabei der 19. November genannt.

Aber auch dazu kam es nicht.

Obwohl das Spiel Anfang Oktober 2020 bereits den Gold-Status erhalten hatte – also die CD-Versionen für Konsolen nun gedruckt werden würde –  wurde das Spiel ein weiteres Mal verschoben. Viele Fans hatten eine letzte Verschiebung nicht erwartet, immerhin waren die Versprechen vorher groß gewesen, dass es nicht dazu kommen würde. Teilweise wussten nicht einmal Mitglieder vom Team davon, haben Tage vorher Fans auf Twitter versichert, dass das Spiel pünktlich erscheinen wird. Jedoch, angesichts von zeitlicher Not und der Lieferung von vielen verschiedenen Spielversionen, wurde das neue Datum angenommen.

Schlussendlich erschien Cyberpunk 2077 am 10. Dezember 2020.

Endlich Release – Zeit für den Panik-Knopf?

In den Tagen vor der eigentlichen Veröffentlichung kamen die ersten Stimmen zum Vorschein, die Cyberpunk 2077 bereits gespielt hatten. Die Tests stammten von der PC-Version und das Spiel erhielt eingangs viel Lob. Frühe Rezensionen sind zwar immer ein guter Anhaltspunkt, im Falle von Cyberpunk 2077 haben diese jedoch die breite Masse getäuscht. Das war vor allem der Fall, weil bewusst nur eine bestimmte Testversion herausgegeben wurde und kein eigens aufgenommenes Gameplay vorab gezeigt werden durfte.

Der 10. Dezember war ein komplettes Auf und Ab der Gefühle. Von über einer Million gleichzeitigen Spielern auf Steam bis hin zu Massenrückgaben des Spiels auf den alten Konsolen hatte CD Projekt RED viel zu stemmen.

Auf einigen Systemen lief das Spiel wirklich glatt, ohne Bugs oder Glitches. Die meisten Spieler wurden jedoch alles andere als überwältigt. Fast jede Version, egal ob alte oder neue Konsolen, sowie die PC-Version, litten unter extremen Performance- und Spielproblemen. Teilweise konnte es auch gar nicht gespielt werden, stürzte immer wieder ab und lief auf kaum 30 FPS, vor allem auf der PS4 und Xbox One. Vor dem Release war davon nie eine Rede gewesen, immerhin wollte CD Projekt RED auch mehr Zeit haben, um eben diese Fehler zu beheben.

Aber was ist passiert? Warum waren diese Versionen trotz des zeitlichen Rahmens immer noch von Bugs verseucht gewesen? Viel später kam heraus, dass das eigentliche Team an Gametestern, das von Quantic Labs zusammengestellt wurde, nur aus Neulingen bestand. Sie sollten angeblich zehn Bugs pro Tag finden, dabei aber keinen genauen Fokus auf wirklich replizierbare Fehler legen. Von daher herrschte ein großes Chaos und das Entwicklerteam hatte keinen Überblick darüber, welche Bugs nun eigentlich existieren und welche nicht. Erst als sich Millionen von weltweiten Spielern über Cyberpunk hergemacht haben, kamen diese zum Vorschein.

Wie kann das Spiel gerettet werden?

Schnell wurde klar, dass hier so einiges schiefgelaufen ist. Das Spiel an sich war wirklich gut, bot die gewohnte Qualität, die wir vom polnischen Entwickler gewohnt sind. Die Story und die Charaktere konnten überzeugen und sind vielen in guter Erinnerung geblieben. Aber der technische Zustand vom Spiel war weitaus schlimmer, als vorher bekannt war. Es war sogar so schlimm, dass Sony das Spiel kurzerhand aus dem Shop genommen hat und monatelang nicht angeboten hatte. Noch dazu erlaubten die Konsolen-Shops zum ersten Mal eine einfache Rückerstattung, die sonst nur unter recht hohen Bedingungen möglich waren.

Zudem fiel schnell auf, dass einige Features unausgereift waren oder sogar komplett fehlten. Das Polizeisystem war zum Beispiel komplett verbuggt und funktionierte nicht. Auch die herumlaufenden NPCs waren nur eine Hülle, hatten keinen Tagesablauf und liefen herum wie kopierte Zombies. Noch dazu fehlten einigen Spielern ein besseres RPG-System, obwohl der Titel vom Spiel schon Jahre vorher von RPG auf Action-Rollenspiel umgestellt wurde. Viele vorher versprochene Spielmechaniken waren nicht zu finden. Auch von einem geplanten Multiplayer ist nun nichts mehr zu hören.

Einer der wohl größten Hürden bei der Entwicklung war aber die Engine. Wie auch schon The Witcher 2 und 3 basierte auch Cyberpunk 2077 auf der hauseigenen REDengine, die gleichzeitig zum Spiel entwickelt werden musste. Das gab den Entwicklern massive Probleme, da sie praktisch zwei Projekte gleichzeitig am Laufen hatten. Zudem konnten sie sich so nicht auf anderweitige Fixes verlassen, mussten alles selbst stemmen. Dies gleicht einem fahrenden Zug, wobei man gleichzeitig die Gleise verlegen muss.

Die Entwickler waren sich ihrer eigenen Fehler bewusst und versuchten diese, auszubügeln und ihr Bild bei den Fans wieder aufzubauen. Die schlechten Schlagzeilen hörten zunächst aber nicht auf. Das Thema Crunch kam ein weiteres Mal auf, trotz der gegebenen Entwicklungszeit und dem Willen, langen Arbeitszeiten entgegenzuwirken. Teilweise war von einer 6-Tage-Woche die Rede, noch dazu von täglichen Arbeitszeiten von bis zu 13 Stunden. Das warf kein gutes Licht auf die Firma und war mit dem eigentlichen Release auch nicht abgeschlossen. Immerhin musste jemand diesen chaotischen Launch irgendwie aufkehren. 

Die Moral von der Geschichte

Mittlerweile ist Cyberpunk 2077 bereits über zwei Jahre auf dem Markt und hat eine Reihe an Updates (aktueller Stand: Edgerunner Update v. 1.61) erhalten. Zudem steht die Expansion „Phantom Liberty“ in den Startlöchern. Ob das Spiel ganz gerettet wurde, dazu hat wohl jeder seine eigene Meinung. Spiele wie No Man’s Sky haben gezeigt, dass es durchaus möglich ist, einen verschissenen Release wieder geradebiegen zu können und sogar darüber hinaus zu wachsen. Cyberpunk 2077 hat sich durchaus verbessert und läuft auf den meisten Systemen ohne größere Probleme. Jedoch kommen nun noch weitere Fehler zum Vorschein, die immer noch nicht gefixt sind.

Es ist schon ironisch, wenn man bedenkt, um was es in Cyberpunk eigentlich geht. CD Projekt RED hat mit gezieltem Marketing genau das getan, was die Großkonzerne in der dystopischen Welt ebenfalls tun und die Spielerschaft somit geblendet. Wahrscheinlich ist ihnen der Fehler mittlerweile auch bewusst, sich weniger auf hübsche Vermarktung und mehr auf die eigentliche Entwicklung zu konzentrieren. Hoffen wir, dass sie auch weiterhin aus den Fehlern lernen.

Jedoch ist der harte und langsame Aufstieg von Cyberpunk 2077 eine Geschichte für einen anderen Tag.


Quellen

The Tragedy and Comeback of Cyberpunk 2077
overpromise, sell, underdeliver Cyberpunk 2077
The Deceptive Redemption of Cyberpunk 2077
https://en.wikipedia.org/wiki/Cyberpunk_(role-playing_game)